Harmonika International 02/2001

Bajan-Konzert

Am 27. April 2001 boten die Moskauer Bajan-Virtuosen, Professor Wladimir Bonakow und Iwan Sokolow, mit ihrem Spiel in der Kirche des Französischen Doms am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte ein unvergessliches Konzerterlebnis.

Vielseitig das Programm mit klassischem Repertoire des 19. Jahrhunderts, von Wladimir Bonakow für das Bajan bearbeitet, eingeschlossen russisches Volksgut und zwei Kompositionen Bonakows -für viele Zuhörer etwas absolut Neues: Die Ballade, majestätisch wie volltönender Orgelklang, entführt in die unendlichen Weiten Russlands, unterbrochen von virtuoser Tanzrhythmik, um sich danach in eine fast schwermütige Melodie zu verlieren, der Schluss ein froher Durdreiklang. Iwan Sokolow führte die höchst anspruchsvolle Ballade mit unglaublichem Können und sensibelster Musikalität aus, ebenso die elegante Polonaise aus Tschaikowskis "Eugen Onegin" und Rossinis humorige Cavatine des Figaro.

Wladimir Bonakow folgte mit Rossinis Ouvertüre zum "Barbier von Sevilla", ließ mit dem Einsamen Glöckchen, einem russischen Volkslied, "russische Seele" erahnen und beendete seinen Solopart mit einem Feuerwerk gleichen Spiel, der Carmen-Phantasie nach Bizet - ein atemberaubender, höchst einfühlsamer Vortrag von unübertroffener musikalisch bestimmter Virtuosität. Die Krönung des Abends bildete das Duo Bonakow-Sokolow mit Bonakows Konzert-Rhapsodie für Bajan und Orchester, dessen Part Wladimir Bonakow am Flügel ausführte. Gravitätisch die Einleitung am Klavier, gefolgt von einem mehrstimmig ausgeführten, ganz zurückhaltenden Melodienteil für Bajan. Dann das Zusammengehen beider Instrumente mit einer überraschenden Tanzeinlage, die mit allen nur erdenklichen musikalischen und spieltechnischen Finessen für Spieler und Instrument grandios in einer Art Choral übergeht, in der Reprise nochmals Teile zusammenrafft und erneut gravitätisch beide Instrumente in strahlendem Dur mit Glockenklang (Klavier) ausklingen lässt. Ein alter russischer Walzer, Tschaikowskis Neapolitanischer Tanz und Herrlicher Baikal beendeten das vielseitige Programm.
Stürmischer Applaus forderte noch mehrere Zugaben, die mit dem Dank der Bajan-Virtuosen mit Bonakows Konzertwalzer Grüße an Deutschland endete, das schon häufig Gastland im Rahmen des Deutsch-Russischen Kulturaustauschs gewesen ist. Das Publikum sollte sich während der kommenden Wintersaison der Moskauer Bajan-Virtuosen Anfang November 2001 bis Weihnachten die Konzerte dieser einmaligen Künstler nicht entgehen lassen.

Eine CD Faszination Bajan mit Werken von Professor Wladimir Bonakow ist ab August zu erhalten. Eine kurze Anmerkung zu der immer wieder gestellten Frage: "Was ist ein Bajan?" Der Bajan, hier das spezielle Modell Jupiter, aus der Gattung der Handharmonikas ist ein großes Konzertinstrument mit 15 Hand- und 6 Kinnregistern, Standard- und Baritonbass für die linke vollchromatische Hand sowie rund 900 durchschlagenden Metallzunge. Mit Modell Jupiter sind alle nur möglichen Facetten, vom großen Orgelklang bis zum feinsten Nuancieren melodischer Abläufe und Klangfarbenveränderungen zu spielen. Überzeugen sie sich selbst!

Professor Dr. Dagmar Droysen-Reber

 

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