Zerbster Volksstimme vom 25.02.2000

Knopfakkordeon zeigte seine vielen Charaktere

Von Silke Schmidt

Zerbst. Zu welch wunderbaren Tönen und Klängen das Bajan, das russische Knopfakkordeon, fähig ist, zeigten am Freitag die beiden russischen Musiker Professor
Wladimir Bonakow und sein Schüler Iwan Sokolow. Der Internationale Förderverein Katharina II. Hatte zu einem Bajan-Konzert mit den in Zerbst schon bekannten Künstlern eingeladen. Ihr Auftritt war nicht nur ein weiteres Ereignis für die 35. Zerbster Kulturfesttage, sondern gleichzeitig der Auftakt ihrer diesjährigen Deutschland-Tournee.

Zum Repertoire der beiden gehörten vor allem klassische Werke von Bach oder auch Tschaikowski. Aber auch russische Volksweisen und internationale Volksmusik gehörten zum Gespielten.

Bajanspielen ist nicht einfach ein Instrument spielen, sondern mehr. Es scheint, als würde man es mit dem gesamten Körper spielen. Da fällt es dem Zuhörer manchmal schwer, die Schnelligkeit der Finger zu verfolgen. Oder die Intensität des Spiels zeigt sich, wenn mit dem Kinn Register gezogen werden. Hört man dem Spiel der russischen Musiker genauer zu, so spürt und fühlt man, welche Charaktere das Instrument besitzt. Mal zeigt es sich fröhlich, lustig, lachend, ein anderes Mal ertönt es traurig, melancholisch, dann energisch und kämpferisch.

Mit dem Besuch in Zerbst beginnt nicht nur die Tournee, die noch bis zum 1. Mai andauert, sondern gleichzeitig war es ein Stück Premiere. Im Duett spielten die russischen Künstler einen "Berliner Walzer". Das Stück, komponiert von Bonakow selbst, entstand auf einer Dampferfahrt auf der Spree. "Auf dieser Fahrt saß Bonakow nur da. Er schwieg. Am Ende der Tour war dieser Walzer fertig", erinnert sich sein Schüler an de Komposition. Das entstandene Stück hieß erst Frühlingserwachen an der Spree, später dann Berliner Walzer. Das Zerbster Publikum dankte es mit anhaltendem Applaus und forderte Zugabe.

Annegret Mainzer vom Internationalen Förderverein Katharina II. e.V. freut sich bereits auf weitere Konzerte der beiden Künstler in der Kreisstadt.

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